Die Berliner Philharmoniker
Die Berliner Philharmoniker sind Deutschlands elitärstes Orchester, ein stolzer Klangkörper mit internationalem Renommee. Die bedeutendsten Dirigenten reißen sich um ein Engagement, Solisten verbuchen einen Auftritt mit diesen Musikern als Glanzpunkt ihrer Karriere. Sie gelten als eines der weltweit führenden Ensembles.
Das seit 1882 bestehende Sinfonieorchester ist seit 2002 als Stiftung des öffentlichen Rechts unter Trägerschaft des Landes Berlin organisiert. Die Berliner Philharmoniker verfügen derzeit über 128 Planstellen. Nachdem das alte Stammhaus 1944 während des Zweiten Weltkrieges zerstört wurde, ist seit 1963 die von Hans Scharoun konzipierte neue Berliner Philharmonie am Kemperplatz im Berlin-Tiergarten die Heimstätte des Ensembles.
Gründung des neuen Orchesters im Jahr 1882
Anfang Januar 1882 gab die von Hans von Bülow geleitete Meininger Hofkapelle, seinerzeit das führende Orchester im deutschsprachigen Raum, ein Konzert in Berlin. Dieser Auftritt wurde von der Presse stürmisch gefeiert. Die Öffentlichkeit forderte, für die neue Reichshauptstadt Berlin einen repräsentativen Klangkörper unter der Leitung des überragenden, dem mecklenburgischen Adel entstammenden Künstlers Hans von Bülow zu schaffen.
Es war eine Revolte, die 1882 zur Gründung der Berliner Philharmoniker führte. Die Berliner Kapelle des Dirigenten Benjamin Bilse wurde von ihrem Chef straff geführt. Zu einem Gastkonzert in Warschau billigte Bilse seinen Musikern nur Bahnfahrkarten der vierten Klasse zu. 50 Musiker meuterten, quittierten den Dienst und machten sich selbständig. Fortan wollten sie selbst regieren und verwalten. Sie verpflichteten sich zum „gegenseitigen unverbrüchlichen Zusammenhalten“ und zur persönlichen Haftung für die Ausgaben des Ensembles.
Der 1. Mai 1882 war der Gründungstag des neuen Orchesters. Seit 1991 erinnern die Philharmoniker am 1. Mai mit dem Europakonzert an diesen Tag. Dieses findet jeweils an einem kulturgeschichtlich bedeutenden Ort in Europa statt und wird weltweit von Rundfunk- und Fernsehanstalten übertragen.
Neue musikalische Ära seit Rattle als Chefdirigent
Seit seinem 25. Lebensjahr arbeitet Simon Rattle als Chefdirigent. Er leitete von 1980 bis 1998 das Birmingham Symphony Orchestra und machte es zu einem international anerkannten Ensemble. Seit 2002 ist der in Liverpool geborene Rattle Chef der Berliner Philharmoniker, die zu den drei besten Orchestern der Welt gezählt werden. Unter dem Briten wurde das Orchester modernisiert. Er führte Cross-Over-Projekte mit Jazzmusikern oder Live-Übertragungen im Internet ein. Internationale Anerkennung erntete Rattle 2003 dank des sogenannten Education Projects, bei dem der Brite sozial benachteiligte Jugendliche mit den Philharmonikern auftreten ließ.
Nach 16 Jahren sei es nun Zeit für einen Generationenwechsel, erklärte der Dirigent. Schließlich würde er dann fast 64 Jahre alt sein. Dennoch sei ihm die Entscheidung nicht leichtgefallen. „Ich liebe dieses Orchester und habe auch deswegen den Musikern meinen Entschluss so früh wie möglich mitgeteilt.“ Nun bleibe genug Zeit für die Suche nach einem neuen Chefdirigenten.
Fit für die mediale Zukunft machen
Sie sind Deutschlands bestes Orchester. Und doch haben die Berliner Philharmoniker Angst, den Anschluss ans digitale Zeitalter zu verlieren. Ein Fernsehproduzent soll das Dilemma nun lösen. Martin Hoffmann, 50, ist Medienmanager. Das Elite-Orchester hat sich Hoffmann zum neuen Intendanten gewählt.
Heute sitzt er in seinem alten Büro und entwickelt Visionen für eine der berühmtesten, erfolgreichsten und eigenwilligsten Institutionen der deutschen Hochkultur, die Berliner Philharmoniker. Er hat den Auftrag, die Philharmoniker zur modernen Marke zu machen, fit für die mediale Zukunft. „Exzellenz“ ist bei diesem Thema Hoffmanns Lieblingswort. Es gehe ihm darum, „wie man die Bindung des Publikums an die Exzellenz, die die Berliner Philharmoniker mit ihrer Musik transportieren, auch mit medialen Aktivitäten erhalten, fortsetzen und entwickeln kann“.